Nach dem Studium hatte Matthias seine berufliche Laufbahn mit Ausflügen in die wundersame Welt des Vertriebes begonnen um nach 2 Jahren festzustellen, dass das nicht das Richtige für ihn war. Deshalb entschloss er sich an einer Qualifizierungsmaßnahme im Bereich Buchhaltung und Controlling teilzunehmen um sein Wissen wieder aufzufrischen und neue Wege auszuprobieren. Und damit sollte das Schicksal seinen Lauf nehmen…
Ein wesentlicher Bestandteil dieser Weiterbildung war auch ein Praktikum, welches er in einer Leipziger Rechtsanwalts- und Steuerberatungskanzlei absolvierte. Hier durfte er seiner Begeisterung für Excel freien Lauf lassen und ein Tool für das monatliche Controlling von Unternehmen programmieren. Eine spannende und herausfordernde Aufgabe, die er offensichtlich zur vollsten Zufriedenheit erfüllte. Die Führungsebene der Kanzlei beschloss den Geschäftsbereich der Unternehmensberatung in ein neues Unternehmen auszulagern und fragte ihn, ob er dort tätig werden wolle. Die Antwort war klar und Matthias fand sich als erster (und einziger) Mitarbeiter in dieser Unternehmensberatung wieder. Er kannte wirklich jede Schraube im Unternehmen, denn er hat alle Schreibtische, Stühle, Schränke usw. persönlich zusammengebaut.
Das Unternehmen wuchs, weitere Geschäftsfelder wie das Qualitätsmanagement und die IT-Betreuung wurden erschlossen, neue Mitarbeiter eingestellt und neue Kunden gewonnen. Alles in Allem zeichnete sich eine sehr positive Entwicklung ab, auch wenn es innerhalb der Gesellschafter differente Auffassungen zum weiteren Werdegang des Unternehmens gab. Diese unterschiedlichen Meinungen führten schließlich im Jahr 2009 zur Konzetration alle Gesellschafteranteile auf einen einzelnen Gesellschafter und Geschäftsführer, der dann die Verlegung des Unternehmenssitzes nach Markkleeberg anordnete. Dies kam Matthias sehr entgegen, denn wir wohnten ja genau dort.
Wir werden Unternehmer
Dieser Geschäftsführer und Eigentümer des Unternehmens hatte im Jahr 2011 beschlossen in den Ruhestand zu gehen und uns die Fortführung des Unternehmens angeboten. Natürlich sind wir darauf eingegangen, denn die Alternative (das Arbeitsamt) war keine Option. Und so sind wir dann kurzfristig von Arbeitnehmern zu Arbeitgebern mutiert. Leider verflüchtigte sich die Unterstützung des vorherigen Eigentümers genauso schnell wie die Übernahme realisiert wurde, aber denoch ging es zunächst erfolgreich weiter.
Fortan verbrachten wir (auch Andrea und Celina) teilweise die Wochenenden im Büro um liegengebliebene Aufgaben zu erledigen und die Büroräume zu reinigen, damit die Mitarbeiter zum Wochenstart an sauberen Arbeitsplätzen arbeiten konnten. Celina beschäftigte sich mit Vorliebe mit der Vernichtung von ausgewerteten Fragebögen und trug so schon in jungen Jahren ihren Teil bei.
Aber wie es nun mal so ist gibt es nicht nur gute Zeiten, sondern meistens folgen auf Hochs eben Tiefs. Und so eben auch bei uns. Auf Grund eines Eigentümerwechsels beim Hauptmandanten unserer Firma (die neuen Eigentümer waren eine Gruppe bestehend aus Rechtsanwälten und Unternehmensberatern) wurden die durch uns durchgeführten Dienstleistungen nicht mehr gewünscht und wir verloren zum Jahresende 2012 sponntan 80% unseres Umsatzes. Da wir nicht wussten wie wir die Kredite für den Firmenkauf zurückzahlen sollten haben wir unsere Gesellschafteranteile an 2 Mitstreiter verkauft und hofften, dass wir alle gemeinsam das Unternehmen wieder stabilisieren könnten. Leider passierte dann über lange Zeit wenig bis garnichts und es machte sich Entäuschung breit. Da tauchte er auf … der „Bussines-Angel“ (dachten wir). Dieser Mann kaufte das Unternehmen, bot uns Jobs an und stellte uns ein Haus zur Miete zur Verfügung. Nur die Bedingung des Umzuges nach Gera hatte einen bitteren Beigeschmack, da diese Stadt für uns bestenfalls zum schnellen durchfahren geeignet schien. Vielleicht war es blauäugig zu glauben, dass jetzt alles wieder gut wird, aber wir wollten es eben glauben. Und dann kam (wie sollte es auch anders sein) eben alles anders und wir stürtzten in ein tiefen psychisches Loch. Wir hatten alles gegeben und nun alles verloren, weil dieser „Business-Angel“ die Firma (nach unserer Auffassung) vorsätzlich in die Insolvenz führen wollte. Wir haben uns dann ganz schnell und glücklicherweise noch rechtzeitig von dieser Person gelöst und sind ab dem Frühjahr 2014 anderen beruflichen Aufgaben nachgegangen (bzw. haben unser neu erworbenes Haus in Weida saniert). Ein Bekannter dieses vermeintlichen „Retters“ hat dann die Geschäftsführung und die Anteile des Unternehmens übernommen und das „Werk“ 2015 vollendet, also die Firma ruiniert. Das diese Vorgehensweise gelebte Methode war und ist haben wir erst im Nachgang feststellen können, denn zahlreiche weitere Unternehmen gehen direkt oder indirekt auf das Konto diesen „Business-Angel“.
Matthias sollte dann die Verantwortung für den Niedergang des Unternehmens übernehmen, was jedoch erfolgreich abgewendet werden konnte. Er hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen und immer alles ordentlich dokumentiert. Aber das ganze Drama zog sich über viele Jahre hin und hat regelmäßig die persönliche Belastungsgrenze überschritten. Die Enttäuschung darüber, dass man diesem Mann einfach nicht habhaft werden konnte (und kann), war eine bittere Erkenntnis und eine ungeliebte Lernerfahrung. Gott sei Dank ist das ganze Thema zum Schluß für uns gut ausgegangen, aber eben diese Entäuschung führte im Wesentlich dazu, dass wir aus Deutschland weg wollten wohlwissend, dass es woanders auch nicht unbedingt einfacher wird.
Nachdem Matthias aus dem beschriebenen Unternehmen ausgeschieden war, machte er sich freiberuflich selbständig und führte seine beratende Tätigkeit erfolgreich fort und trat darüber hinaus eine Festanstellung an. Mit unserer Auswanderung 2019 zogen wir für uns (zwangsläufig) einen Strich unter das ganze Thema „Familie Kühne als deutsche Unternehmer“ … und gründeten ein Unternehmen in den USA. Dazu aber mehr in einem anderen Beitrag.