Es ist Spring Break 2022 und Celina´s Ballet Folklorico hat in Lubbock einen unglaublichen Erfolg gehabt. Wir hielten es für eine gute Idee, dass wir sie dann im Ort der Veranstaltung einsammeln und anschließend einen Road Trip in Richtung New Mexico unternehmen. Und so sind wir am Samstagvormittag aufgebrochen, um unser Töchterlein am Sonntag in aller Frühe (es lebe die Zeitumstellung) im Hotel einzusammeln.
Der Trip ging über rund 2160 km und wir hatten 7 Tage Zeit dafür. Das war recht sportlich, aber da wir ja keinen Plan im Vorfeld gemacht hatte, war es für uns okay.
Lubbock, TX – Wo ist Buddy Holly’s Brille?
An diesem etwas frischen Sonntagmorgen (in der Nacht sind die Temperaturen auf unter 0°C gefallen) holten wir also Celina ab und nach einem ausgiebigen Frühstück nutzten wir unsere Anwesenheit in diesem beschaulichen Örtchen aus, um eine der wesentlichsten Fragen unserer eigenen Jugend zu beantworten. Schließlich haben „Die Ärzte“ schon vor vielen Jahren in einem Lied die Frage gestellt „Wo ist Buddy Holly´s Brille jetzt?“. Dem wahrscheinlich berühmtesten Sohn von Lubbock ist hier ein ganzes Museum gewidmet und dies stand somit für uns auf der Besuchsliste.
Und siehe da … dort befindest sich tatsächlich die sagenumwobene Brille, mit der man singen könne, wenn man sie trage!
Amarillo, TX – Big Texan + Cadillac Ranch
Und weiter ging es nach Amarillo, wo der künstlerischen Kreativität der weiblichen Familienmitglieder freien Lauf gegeben werden sollte. Die „Cadillac Ranch“ haben wir bereits 2019 besucht und fanden es einmalig. Dort angekommen, beschlossen wir das Vorhaben wegen Überfüllung, Übermüdung, Überhungerung und Überwindung (im Sinne von Wind und Sandsturm) auf den Folgetag zu verschieben und begaben uns direkt zu unserem Nachtquartier, dem „Big Texan“. Hier erwartete uns eine wirklich coole Location! Das Motel war optisch an eine Western-Stadt angelehnt und in der zugehörigen Gastro-Location war „Everything is Bigger“ nicht nur ein Slogan. Aufgrund des Andrangs am Sonntagabend „checkten“ wir erstmal vorab ein, um uns dann noch ein Stündchen in Schießstand, Bar und Souvenirshop die Zeit zu vertreiben. In einer riesigen Halle gab es dann allerlei texanische Leckereien: zu erwähnen sei hier das tellergroße Tomahawk-Steak (20 oz) und das Riesen-Steak (72 oz = ca. 2kg), selbstverständlich direkt auf dem Feuer gegrillt. Wir haben uns dann eher für eine übersichtliche BBQ-Platte nebst Quesadilla und Chili-Cheese Fries für uns 3 zusammen entschieden.
Musikalische Untermalung gab es auch: Zwei nette Herren fiedelten sich wie im Film von Tisch zu Tisch.
Cadillac Ranch
Am nächsten Morgen begaben wir uns erneut zum Ort für Kunstschaffende unter freiem Himmel um unser Vorhaben nachzuholen. Wir haben uns dafür das nun noch bessere Wetter als am Vortag ausgesucht um nicht ins Schwitzen zu kommen und die Kunstgegenstände mit zu vielen andere Besuchern teilen zu müssen (ja … es war windig, kalt und regnerisch, aber bei schönem Wetter kann ja jeder Autos bunt besprühen).
Nun mag man uns wieder als Umwelt-Ferkel bezeichnen, aber a) hatten wir Öko-Sprayfarbe (behaupten wir eben mal) und b) sind die Autowracks extra als Kunstobjekte „versenkt“ worden.
Tucumcari, NM – Route 66
Nachdem wir nun so richtig schön nass, durchgefroren und stellenweise bunt eingefärbt waren, schwangen wir uns in unseren „Kleinwagen“ … drehten die Heizung voll auf und begaben uns in Richtung New Mexico, um mal wieder ein wenig Route 66 – Feeling zu schnuppern. Petrus hatte dann offensichtlich auch etwas Mitleid mit uns und so landeten wir bei schönem Wetter in Tucumcari (der Ort diente als Inspiration für den Disney’s Film „Cars“).
Las Vegas, NM – Wo sind die Casinos?
Nach dem wir uns in einer lokalen Pizzeria gestärkt hatten, setzten wir unsere Reise fort und landeten in Las Vegas, NW wo wir spontan unser Nachquartier aufschlugen.
Am nächsten Morgen stellten wir dann fest, dass wir exakt vor einem Jahr auch in Las Vegas waren (nur eben in dem mit den vielen Casinos, also Nevada). Von Spielstätten oder gar einer Partymeile war hier nichts zu sehen, aber es gab einen netten historischen Stadtkern und einen recht hübschen Bahnhof. Da lag eine vergleichende Bildcollage natürlich auf der Hand.
Andrea schnatterte dann noch ausgiebig mit der Mitarbeiterin im Touristeninformationszentrum, während Celina und Matthias die nähere Umgebung in Bildern festhielten.
Taos, NM – Schnee-Stop in den Rocky Mountains
Und als ob wir in den letzten Tagen nicht schon genug gefroren hätten, nötigte die geliebte Gattin und Mutter den armen Ehemann und Vater dazu in die „sanften Hügel“ der südlichen Rocky Mountains zu gurken um noch etwas Schnee zu finden, damit sie einen Schneemann bauen kann. Dem Töchterlein war eh alles egal, da sie noch immer mit dem Schlafmangel der vergangenen Tage zu kämpfen hatte. Nur wenn es um das Thema „Essen“ ging, war sie immer hell wach.
Weiter ging es nach Taos, einem Ort, der nett sein sollte. Der Reiseführer (okay, Google und eine Arbeitskollegin) versprach ein Pueblo von den Native Americans – vorgefunden haben wir einen recht überlaufenen Ort vor dem hiesigen Ski-Gebiet, mit diversen Straßenbaustellen und überteuerten Souvenirläden. Da auch die Parkautomaten nicht funktionierten und wir nach dem dritten Versuch beschlossen haben, dass bei der überfüllten Stadt auch ein Abschleppwagen seinen Weg nicht in kürzester Zeit den Weg zu unserem Gefährt finden würde, entschieden wir uns für einen Kurzbummel durch die City. Anschließend ging es ziemlich nahtlos entlang des Rio Grande (jaaaa, derselbe Fluss, der einige 100 Meilen südlich die Mexikanische Grenze bildet und auf dem wir bereits letztes Jahr herumgeschippert sind) wieder in Richtung Süden.
Los Alamos, NM – Museum
Und um diesem Dienstag noch die Krone aufzusetzen, entschieden wir uns noch ein Museum anzusehen, welches thematisch durchaus leider aktuelle Befindlichkeiten thematisiert. Es ging unter anderem um das Manhattan-Projekt und folglich um die erste Atombombe…
Eigentlich ist besagtes Museum wirklich ziemlich interessant… nur blöd, wenn man erst 10 Minuten vor Türschluss dort aufschlägt. Um aber für Celina noch ein paar Global Study Points zu sammeln, haben wir schließlich doch noch einen Highspeed-Rundgang gemacht. Naja, in ein paar Wochen ist das liebe Töchterlein ja nochmal mit der Schule da.
Santa Fe, NM – History vs. Modern Art
Part 1: der Historische Teil (Kunst & Kultur für „die Alten“)
Die zweitälteste Stadt der USA ist geprägt von Historie pur. Santa Fe ist eine Mischung aus Native American Culture, Spanisch-Mexikanischem Einfluss und jeder Menge Kirchen, die während der Missionierungen errichtet wurden. Wir haben uns „nur“ die Basilika des Franz von Assisi angeschaut. Europäische Kirchen kennen wir ja genug. Nach einem ausgiebigen Frühstück – natürlich hier mit Chili – stromerten wir noch ein Weilchen durch den Historic District und über den Markt, wo viele Native Americans Kunst, Ton- und Webwaren und natürlich Schmuck feilboten.
Part 2: Meow Wolf – The House of eternal Return (Moderne „Kunst“ für den Teenager)
Celina’s Schulkollegen hatten von „Meow Wolf“ erzählt, womit wir nun überhaupt nicht anzufangen wussten. Nun ja, der Flyer beschreibt es wie folgt: eine Kombination aus Mystery House, Museum, Jungle Gym, Kunst, Fantasy und Spaß. Der Schriftsteller von „Game of Thrones“, der hier in Santa Fe lebt, kreierte dieses bizarre interaktive Erlebnis, das inzwischen ziemlich berühmt (zumindest hier in den USA) ist. Man kann es eigentlich wirklich nicht beschreiben. Das Erlebnis startet in einer dunklen Gasse, einem Victorianischen Wohnhaus. Nun kann man hier durch diverse Gänge – z.B. durch den Kühlschrank in eine Art Ufo Szenario, durch den Kamin in eine Eishöhle mit Neon-Mammutskelett, oder durch die Waschmaschine (ja, man hockt da in einem Mini-Raum zwischen Socken, Klamotten etc. wie in einer Waschmaschine) in einen Fantasy-Dschungel, weiter durch Licht- und Lasertunnel, Fantasieräume oder einen Unterwasser-Neonwald und, und, und diverseste schräge „Welten“ klettern, auf allen Vieren kriechen, stolpern… Es war eine sehr spezielle, aber durchaus lustige Erfahrung, die im Endeffekt auch ihren stolzen Preis wert war.
Am späten Nachmittag, geblendet von der nun wieder hellen sonnigen Umgebung (wir Mädels waren immerhin über 2 Stunden in dem dunkel-bunten Ambiente) wollten wir dann unserem Vati auch noch ein Highlight gönnen. Also auf zum nächsten „Highlight“…
Madrid, NM – Besuch bei Maggie’s Diner
Wer den Film „Born to be Wild- Saumäßig unterwegs“ kennt, der hat definitiv schon von dem beschaulichen Örtchen Madrid gehört (nein, nicht das in Spanien). Und ja, den „Ort“ – oder besser, die ehemalige Geisterstadt, in der die „Wild Hogs“ eine Zwangspause einlegen und die Biker Gang „Del Fuegos“ ihr Unwesen treiben – gibt es wirklich. OK, die Hauptattraktion ist wohl „Maggie’s Diner“ das eigentlich nie ein Diner war und auch nie eins sein wird. Das Gebäude, das durch den Film einen gewissen Kult-Status erhielt, wurde extra für den Film gebaut. Teile der Bänke und Tische sind noch drin und heute Ablageflächen für T-Shirts, Caps, Biker-Mode etc. Die Bar fungiert als Kassen-Tresen, an dem man gemütlich mit der inzwischen etwas älter erscheinenden „Maggie“ – einer ziemlich coolen Hippie-Dame, die den Souvenirshop betreibt – über Gott und die Welt plauschen kann.
Nachdem natürlich für die Biker-Freunde in Germany fleißig Fotos geknipst und Aufkleber und Patches erworben wurden, schlenderten wir noch etwas durch die Gypsy Mall (kleine Kunst-Ateliers, von denen leider auch aufgrund des zweijährigen Touristen-Mangels viele inzwischen aufgegeben haben). Außerdem gibt es ein Eisenbahn-Museum, ein Café und schöne bunter Aussteiger-Häuser. Und ja, im Oktober findet auch ein Chili-Festival statt. Wie gut oder scharf das Chili ist konnten wir leider nicht ergründen, und in Ermangelung einer Übernachtungsoption mussten wir leider am selben Tag diesen sehr netten Ort wieder verlassen.
Driving Home to Austin, TX
Wir übernachten nochmal in Moriarty an der Route 66 und lassen den Abend im Chili-House mit BBQ und Burger enden. Dann geht es wieder in Richtung Heimat, doch bis an die Landesgrenze zu Texas geht es noch viele, viele Meilen durch… NICHTS… absolutes Nichts! Es ist in Deutschland unvorstellbar, mehrere Stunden ohne einen Ort nur durch flache Steppenlandschaft zu fahren. Mal ein zerfallenes Farmhaus, ein paar einsame Kühe, gelegentlich ein Ranch-Tor (ohne Ranch)… sonst nur schnurgerade Straße durch trockene Gras-Steppe. Da ist es nicht wirklich verwunderlich, warum sich ausgerechnet hier die Aliens ihre Landeplätze suchen.
Auf dem Weg liegt, immer noch in New Mexico, das beschaulich Städtchen Roswell, NM um das sich wegen des angeblichen Ufo-Absturzes in den 1970ern viele Legenden ranken. Wir stoppen allerdings nur kurz beim Walmart, um unseren Kaffee- und Getränke-Vorrat aufzustocken. Das Ufo-Museum haben wir ja im Sommer 2019 schon besucht, und mehr gibt’s hier auch nicht wirklich zu sehen.
Nach mehreren Stunden Fahrt und wieder im schönen Bundesstaat Texas legten wir noch eine letzte Zwischenstation in Odessa, TX ein. Hier soll es ein Replikat von Stonehenge geben. Da der Sandsturm allerdings inzwischen so heftig ist, dass man vor rosa Staub kaum noch etwas sehen kann, lassen wir das dann auch besser ausfallen, und kurieren Celina’s Erkältung, bevor es auf die finale Etappe geht.
Nach nochmal 6 Stunden Fahrt durch die Texanische Wüste, Baumwollfelder mit Windkraftanlagen und letztendlich durch unser schönes Hill Country trudeln wir nach 7 Tagen Road Trip wieder in Austin ein. On tour sein ist immer schön und spannend, allerdings ist es auch schön wieder „nach Hause“ zu kommen.
Aber in zwei Wochen ist ja wieder ein langes Wochenende…
Sehr interessante Schilderung 👍👍👍🙋♀️