Da Celina in ihrer High School gebeten wurde etwas über deutsche Weihnachtstraditionen zu berichten (und von zwei Lehrerinnen angefleht wurde selbstgemachte deutsche Plätzchen mitzubringen) dachten wir uns, es wäre mal interessant die unsererseits zelebrierten deutschen Traditionen den hier in Texas und anderen Landesteilen gelebten Zeremonien gegenüberzustellen (auch wenn schon viele andere das vor uns in ihren Blogs und Seiten getan haben … wir reihen uns da jetzt einfach mal frech mit ein).
P.S.: Dieser Beitrag erhebt definitiv keinen Anspruch auf Vollständigkeit…
Der Zeitrahmen
In Deutschland haben wir das Schmücken unserer Behausungen in der Regel erst am 4. Advent begonnen und spätesten nach dem 6. Januar wieder entfernt. Das ist hier quasi unvorstellbar, denn unmittelbar nach Thanksgiving wird die Dekoration in und um die Häuser nahtlos gegen die Weihnachtsdeko ausgetauscht. Da es in Deutschland zu dieser Jahreszeit weitestgehend recht kalt ist und vielfach eher Schmuddelwettervorherrscht, passen die Schneeflocken, Schlitten und Renntiere und die Kerzen ganz gut in das Bild eines behaglichen Zuhauses. Hier hingegen, bei Temperaturen normalerweise über 20°C und Sonnenschein, wirkt es bisweilen befremdlich. Und wenn dann noch Weihnachtslieder wie „Let it Snow“ oder „I´m dreaming of a white Chrismas“ laufen, kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Vielleicht sind gerade aus diesem Grund manche Dekorationen etwas speziell … da werden die Renntiere schonmal durch Flamingos ersetzt oder kleine Dinosaurier mit Weihnachtsmützen geschmückt … EGAL! Wir haben uns also hier den Gewohnheiten angepasst und rüsten dekorationsseitig seit dem 1. Advent systematisch auf, allerdings nicht ganz so albern, sondern eher klassisch kitschig. Und damit die Zeit bis zum 24. Dezember schnell vergeht, greift man auch hier gern auf die Weihnachtskalender zurück.
Vorweihnachtszeit
Die Vorweihnachtszeit wird, wie eben beschrieben, hauptsächlich zum Dekorieren und zelebrieren genutzt. Die in Deutschland üblichen Weihnachtsmärkte gibt es hier nicht, dafür allerdings einige Alternativen. Ok, die German Heritage Gesellschaft macht einen kleinen Markt mit Handwerksständen, Deko aus dem Erzgebirge, Pyramiden, Weihnachtsmann, Glühwein(ersatz) und Bretzeln, aber da der Andrang dort so heftig ist verzichten wir lieber auf einen Besuch. In den deutsch geprägten Orten New Braunfels und Fredericksburg wird ebenfalls die deutsche Tradition eines kleinen Weihnachtsmarkes erhalten und auch eine große Pyramide aufgestellt.
Die hiesigen Alternativen sind der „Trail of Lights“ in Downtown Austin (in einem Teil des Zilker Parks werden 90 Bäume mit ca. 2 Millionen Lichtern beleuchtet, es gibt 70 Weihnachtsausstellungen und beleuchtete Tunnel etc.), der „Peppermint Parkway“ auf der Formel 1-Rennstrecke Circuit of The Americas (ein Drive-Through-Erlebnis mit Weihnachtsausstellungen, Millionen von Lichtern, tanzenden Elfen etc), Christmas Strolls und Corals (also Weihnachtlieder singen z.B. am Capitol, in Hotels oder caritativen Einrichtungen). Und es gibt diverse Straßen, in denen alle, ja einfach alle Haubesitzer ihre Häuser dekorieren, um die ganze Straße in Weihnachtslook zu versetzen.
Weihnachtsferien / Semesterende
Eine Besonderheit im Zusammenhang mit den Weihnachtsferien ist die Tatsache, dass mit dem Beginn Selbiger hier auch das Schulhalbjahr endet und die Halbjahreszeugnisse (wenn man es denn so nennen möchte) erstellt werden. Folgerichtig ist in der Woche vor dem Start der Ferien in der Schule extremer Stress angesagt, denn die Finals (Abschlusstests) werden gemacht, alle Noten überprüft und damit es noch besonders hart wird, finden teilweise die Auswahlverfahren für die Kandidaten in den Wettkampfteams der verschiedenen Schul-Clubs statt. Und selbstverständlich macht fast jeder Club noch eine Weihnachts- oder Jahresabschlussshow.
Plätzchen backen
Für das Backen der beliebten Weihnachtsplätzchen können sich auch hier offensichtlich viele Leute begeistern, zumindest wenn man auf die Massen an unterschiedlichen Fertigbackmischungen in den Discountern schaut. Wir bleiben da eher traditionell und stellen unser Gebäck anhand der uns überlieferten Selbstmachrezepturen her. Da wissen wir, dass sie schmecken (vorausgesetzt vom Teig oder den Zutaten bleibt etwas übrig).
Nikolaus
In Deutschland wurden am 06. Dezember die geputzten Schuhe der artigen Kinder mit Süßigkeiten und anderem Schnick-Schnack gefüllt. Das kennt hier in den USA so gut wie keiner. Wir haben es dennoch für uns als Tradition bewahrt (auch wenn die Schuhe nicht wirklich geputzt sind).
Heiligabend
Wie den meisten Leuten bekannt sein dürfte, gibt es Heiligabend hier nicht, sondern die Heilige Nacht. Die Geschenke werden erst am Morgen des 25. Dezember verteilt. Hier haben wir aber an unserer deutschen Tradition festgehalten und (wie eh und je) nach dem traditionellen Abendessen mit Würstchen und Kartoffelsalat die Bescherung vollzogen. Etwas anderes könnten wir unserem Kindlein auch gar nicht antun.
Weihnachtsfeiertage
Der 25. Dezember ist hier ein Feiertag und man verbringt ihn in der Regel gemeinsam mit der Familie. Es wird geschlemmt und getrunken um anschließend zu schlemmen und zu trinken. Man unternimmt Ausflüge und genießt ansonsten den freien Tag. Also quasi alles wie in Deutschland auch. Der 26. Dezember hingegen ist ein ganz normaler „Werktag“.