Wir haben den 24.April 2025, das bedeutet -> 2.000 Tage leben wir nun schon in Texas! (Okay ehrlich gesagt haben wir bereits Mitte Juli und die 2.000 Tage sind bereits weit überschritten, aber irgendwie haben wir das Datum verpasst, fanden aber den Titel in Anlehnung an unseren „1.000 Tage Texas – Beitrag„, einfach gut…
Seit dem 30.Juli 2022 hat sich unheimlich viel verändert, in der Welt wie auch in unserem eigenen Umfeld, und die Zeit verging wie im Flug. Wieder sind seit diesem Datum 1.000 Tage vergangen und wir wollen an dieser Stelle über diesen Zeitraum etwas sinnieren.
Vor tausend Tagen wussten wir noch nicht, wie das letzte High School Jahr von Celina verlaufen würde. Seit 2021 war ja glücklicherweise wieder Unterricht vor Ort und nicht nur remote. Und kaum hatten wir uns versehen, da stand sie im maroon-roten Cap & Gown auf dem Podium um Ihre Graduation-Urkunde in Empfang zu nehmen und ihren Schulabschluss zu feiern. Und zu diesem Anlass war auch Oma Bine und Lothar (ein Bekannter) aus Deutschland gekommen und wir alle waren mächtig stolz. Und unser Töchterlein ging den nächsten Schritt im Leben und hat inzwischen sogar schon das zweite Jahr an der St. Edward’s Universität mit besten Noten hinter sich. Wir wollen gar nicht darüber nachdenken was in Deutschland aus ihr geworden wäre (wo man ihr maximal den Hauptschul-Abschluss zugetraut hätte).
In ihrem Nebenjob im Frame Department ist sie inzwischen schon quasi stellvertretende Managerin und hat dort viel an Reife gewonnen. Auch wenn der Abend- und Wochenenddienst ihr oft viel Selbstdisziplin (gerade während der Semester) abverlangt, trägt sie ihre Verantwortung auch mit einem gewissen Stolz und das ist auch richtig so!
Vor tausend Tagen sind wir noch entspannt unseren gewohnten Jobs von zu Hause nachgegangen. Andreas Job ist grundsätzlich noch der gleiche. Seit März 2024 heißt es aber nun auch wieder an 3 Tagen in der Woche je ca. 1 Stunde ins Büro im Norden von Austin zu fahren (oder eher: im Austiner Verkehr zu stecken). Und auch arbeitsmäßig gab es viele interne Änderungen und Neuerungen, die manchmal mental heftige Herausforderungen darstellten. Aber letztendlich hat die Company recht gute Konditionen (bezahlten Urlaub und Krankheitstage, flexible Zeiten etc.), ein paar liebe Kollegen und es wird vor allen definitiv nicht langweilig. Crime never sleeps!
Matthias hält tapfer die Stellung und kämpft auch wie gehabt mit den Herausforderungen seiner Auftraggeberfirmen aus Deutschland. Besonders im letzten Jahr sollte dies aber auf sehr dünnem Eis verlaufen, da Änderungen im Firmenalltag eine sichere Zukunft nicht absehbar machten. Und dann kam der Hammer als die, mit einem Schulfreund aufgebaute, Firma in Germany von heute auf morgen nicht mehr existent war. 10 Jahre Arbeit pfutsch…, seine Rechnungen seit Monaten nicht bezahlt…, ein Standbein unserer Existenz weggebrochen… von heute auf morgen. Wir suchten nach Optionen, Alternativen, baten um Hilfe… und blieben auf uns allein gestellt. Mit mehr Glück als Verstand gelang es jedoch schließlich die Kunden auf die US Firma zu übernehmen und uns so den Afterballen zu retten. Aber hier ging mehr zu Bruch als die Firma: hier zerriss ein persönliches Band, dass nicht zu kitten ist. Und wieder eine Lektion gelernt: Vertraue niemandem außer dir selbst!
Vor tausend Tagen kannten wir die Bundesstaaten Tennessee, Alabama, Mississippi, Michigan, New York, Pennsylvania, Ohio, Indiana, Illinois, Wisconsin, Arkansas, Kansas, Nebraska, South Dakota, Wyoming und Montana noch nicht. OK, „kennen“ ist etwas übertrieben, aber wir waren zumindest mal da. Plan ist ja, in jedes Bundesland zumindest mal die Füße gesetzt zu haben. Und auch wenn die Preise für die Inlandsflüge extrem angestiegen sind, so fahren wir doch eh lieber mit dem Auto. Ausgiebige Roadtrips sind halt unsere Art von Entspannung. Leider haben wir immer noch nicht in der Texas-Lotterie gewonnen und können uns maximal einmal im Jahr einen Kurztrip für Andrea nach Germany zu ihrer Mutti finanzieren. Dass die Preise generell für alles so explodieren, konnte niemand voraussehen.
Vor tausend Tagen haben wir uns manchmal (ja, klingt jetzt vielleicht auch irgendwie komisch) nach Deutschen Lebensmitteln gesehnt. Nein, nicht das hier von vielen so hoch gepriesene Brot… eher so Kleinigkeiten wie ordentliche Leberwurst, Käse oder manchen Süßkram. Aber wer sucht wird fündig oder was man nicht kriegt macht man halt selbst. So haben wir inzwischen einige Versandoptionen die uns, wenn es uns überkommt, mit besagten Leckereien beliefern. Und wir haben eben gelernt selber Käse, Bratwürste, Brot, Räucherfisch (zur Freude unserer Nachbarn) oder eben Eierlikörchen zu machen. Wie früher… bei Oma…
Vor tausend Tagen hatten wir noch keine Ahnung, dass uns auch gesundheitlich die ein oder andere Herausforderung bevorstehen würde, in einem Land wo eben nicht alles von der Krankenkasse bezahlt wird und man schon mal etwas tiefer in die Taschen greifen muss um… ja, um das eigene Wohlbefinden zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Aber wir wollen da hier nicht tiefer rein gehen, denn das ist uns dann doch etwas zu privat. Und letztendlich sind wir ja auch keine zwanzig mehr (außer Celina), sondern sozusagen im „knackigen Alter“.
Vor tausend Tagen war nicht abzusehen, was außerhalb unserer „kleinen Welt“ hier alles passieren würde. Es sind Menschen von uns gegangen, die tiefe, unfüllbare Lücken in unserem Leben hinterlassen haben und von denen es keinen Abschied gab. Kontakte nach Deutschland sind inzwischen auf ein absolutes Minimum geschrumpft. Es gab große Enttäuschungen durch ehemalige „Freunde“, üble Nachreden uns gegenüber, als wir wirklich zwingend Hilfe brauchten war niemand da und kürzlich kommt dann jemand aus der „Familie“ mit einschleimenden Worten um sich auch noch am in Deutschland verbliebenem Eigentum gütlich tun zu wollen. Wir versuchen dennoch Kontakte aufrecht zu halten, auch wenn wir in vielen Fällen aufgegeben haben. Denn irgendwie bleibt es meist bei sporadischen WhatsApp Texten und einem „…jaaa, wir müssen mal telefonieren“!
Zu den Veränderungen und Gegebenheiten in der Welt, Politik und im Allgemeinen wollen wir uns auch lieber gar nicht äußern. Irgendwie scheint alles aus den Fugen zu geraten und die gesellschaftlichen Zustände entwickeln sich gefühlt „rückwärts“ in Richtung Mittelalter. Aber das können wir nicht beeinflussen.
Ok, das war mal wieder eine lange Zusammenfassung unseres Daseins. Wir können also auch in der zweiten Runde „Tausend Tage Texas“ auf eine durchaus abwechslungsreiche Zeit zurückblicken. Und ja, wir sind immer noch stolz es bis hier her geschafft zu haben, das zu leben was viele einen Traum nennen. Oh nein, ein Traum ist das tägliche Leben hier definitiv nicht! Es ist Alltag, wie überall auf der Welt, aber wir haben definitiv das bessere Wetter!
Der große Reichtum hat sich auch immer noch nicht eingestellt (und wird es wohl auch nicht). Wir sind aber reicher geworden an Erfahrungen in vielerlei Hinsicht. Wir haben viel von diesem großartigen Land gesehen, haben eine existenzgefährdende Situation überstanden, sind am meistern gesundheitlicher Hürden, haben unserer Tochter eine Zukunft aufgetan die sie nach Ihren Wünschen gestalten kann.
Und wir haben immer noch Träume und Pläne die wir in Zukunft angehen wollen. Schließlich leben wir im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“.
Und damit geht unsere Reise in die nächsten tausend Tage… OK, ein Boot um damit durch die Wüste zu fahren haben wir auch immer noch nicht, aber man weiß ja nie was noch kommt…









