Wir sind schon etwas sauer. Niemand hat uns im Vorfeld unserer Auswanderung gesagt, dass da so ein unglaublich einschneidendes Ereignis Bestandteil unserer Auswanderung sein wird. Warum steht sowas nicht auf den ganzen Seiten zum Thema Auswanderung im Internet? Wer ist eigentlich auf die blöde Idee gekommen, so einen Virus in die Welt zu setzten? Und warum kann er nicht einfach da bleiben wo er herkommt? Wie auch immer, auch für uns Frischtexaner kam die Situation ziemlich überraschend. Eigentlich wollte Matthias noch Anfang März seinem wichtigsten Auftraggeber einen Besuch abstatten und einige wichtige Unterlagen bei den Eltern bzw. Schwiegereltern mit nach Austin bringen (einschließlich seiner Eltern höchst selbst). Am Tag des geplanten Abflugs wurde die Sache immer unübersichtlicher, so dass nach einigem hin und her 3 Stunden vor dem Start des Fluges beschlossen wurde selbigen nicht anzutreten. Das Geld für den Flug, die Hotels und den Mietwagen konnten wir damit zwar in den Wind schreiben, aber die Entscheidung erwies sich als gold richtig. Die Einreisebedingungen wurden einen Tag später maximal verschärft und mit massiven Auflagen belegt. Danke ihr lieben Bäuche für das Gefühl!
In den Folgetagen überschlugen sich die Ereignisse, die Anweisungen und die Restriktionen. Stay at home war in aller Munde. Aber was das im Detail bedeutete und welche Auswirkungen es hätte waren unvorhersehbar! Geschweige denn konnte einem jemand sagen, was jetzt wo und wie gehandhabt wird. Ist das „vor die Tür“ gehen ohne wichtigen Grund ein Verbrechen? Darf man noch spazieren gehen? Sind schwarze Schnürsenkel noch erlaubt oder müssen es weiße sein? Fragen über Fragen, aber keine konkreten Antworten.
Für die Kinder hieß es zunächst nur, dass die Ferien einen Tag früher anfangen… mehr nicht. Dann plötzlich wurde Andrea ins Home Office versetzt. Toll… Home Office ohne Büro! Also schnell irgendwie den Esstisch umgestellt, einen Schreibtischstuhl besorgt (es war im Übrigen der letzte im Laden) und dann erstmal Funktionsfähigkeit herstellen. Unsere Wohnung glich einem ungeordneten Großraumbüro, in der sich an allen Ecken und Enden ein PC, ein Laptop oder ein Bildschirm befand. Mit heimischem Wohlbefinden hatte das eher weniger zutun, somal Matthias sein eigentliches Arbeitszimmer auf Grund eines Wasserschadens der Obermieter ebenfalls räumen musste und fortan mit Andrea Rücken an Rücken im Wohnzimmer seiner Tätigkeit nachging.
Die Ferien näherten sich dem Ende und sie wurden kurzfristig um eine Woche verlängert. Anschließend erfolgte eine weitere Verlängerung und schlussendlich wurde beschlossen, dass alle Schüler ab sofort per Onlinelearning den Unterricht fortsetzen sollten. Na super. Kinder sollen am Computer lernen. Wir hatten uns das schon bunt ausgemalt … Kind schläft bis Mittag, schaut dann mal in die Emails, verbringt den Tag selbstverständlich ausschließlich im Schlafanzug und wird nur murren, wenn es um die Erledigung der Aufgaben geht. Aber, überraschenderweise kam es auch genau so.
24/7 All together. Am Anfang war es ja noch ganz nett, später war es eine Katastrophe, aber nach einer gewissen Zeit findet man dann doch einen Weg um einigermaßen auszukommen. Eine dauerhafte Option stellt es aber keinesfalls dar … zumindest nicht in einem 3 Zimmer Appartment, ohne Rückzugsmöglichkeiten. Also wird wohl ein Umzug notwendig…