Vielleicht klingt es für den Einen oder Anderen komisch, aber betrachtet man rein die materiellen Dinge, so vermissen wir eigentlich fast nicht aus Deutschland. Die meisten Sachen gibt es hier auch oder zumindest in vergleichbarer Form. Von Leuten, die hier schon länger wohnen hören wir immer wieder wie toll es sei, wenn ALDI eine deutsche Woche hat und was es da schönes aus der alten Heimat gibt. Wir haben uns einmal die Mühe gemacht und sind extra mal die 30 Miles hingefahren und haben nicht wirklich etwas Interessantes gefunden. Auch wenn alle immer von deutschen Bäckern schwärmen, so haben wir dem deutschen Brot noch nie soviel abringen können, als das wir es jetzt vermissen könnten. Ja das normale Brot hier hat einen eigenen Geschmack, wer aber bischen sucht, der findet auch hier sehr leckere Varianten.
Das typische deutsche Essen vermissen wir nur bedingt, denn wenn es uns überkommt, dann machen wir uns hier genauso mal einige Rouladen oder Bratwürste. Das hier käuflich zu erwerbende Fleisch ist einfach super UND … es ist unserer Meinung nach aus nachhaltigerer und gesünderer Tierhaltung! Dabei sind die Preise oft (trotz für uns Deutsche hohen Preisen) noch unter denen eines deutschen Fleischereifachgeschäftes. Das ist definitiv was für uns und man darf auch in diesem Punkt nicht vergessen … Everything is bigger in Texas!
Sorry liebe Vegetarier, aber der Mensch ist von Natur aus kein reiner Pflanzenfresser.
Wir vermissen die grimmige und teilweise in-sich gekehrte Art vieler Deutscher, wenn sie sich zufällig auf der Straße begegnen und nicht kennen. Das sich hier in Austin die meisten Leute, die aneinander vorbei laufen ein „Howdy“ oder „How are you“ zurufen oder einfach nur zuwinken war anfangs schon etwas befremdlich und gewöhnungsbedürftig. Diese Freundlichkeit und das zuvorkommende Auftreten sind wir als Deutsche gar nicht gewohnt. Auch das man von wildfremden Leuten angesprochen wird und sie einem einfach nur sagen, dass man besonders tolle Schuhe hat oder das Shirt sehr chic ist (oder aktuell die Mund-Nasen-Bedeckung cool aussieht) ist man so nicht gewohnt. Ja, es ist eine oberflächliche Höflichkeit, aber die ist für das Zusammenleben besser als gar keine. Auch die unglaubliche Hilfsbereitschaft, die uns seit unseren Auswanderungsplänen von Seiten der bereits hier lebendenden Landsleute entgegengebracht wurde, ist erstaunlich.
Was ab und zu fehlt sind von Zeit zu Zeit die zurückgebliebenen Verwandten und Bekannten, da die Optionen eines Besuchens aktuell doch recht eingeschränkt sind. Aber es gibt ja mittlerweile sehr gut funktionierende Kommunikationssysteme die einen regelmäßigen Kontakt erlauben. Auch Flummi (der Kater unserer Nachbarn in unserem letzten Wohnort in Deutschland) fehlt hier manchmal, da vorwiegend die Mädels hier keinen Fremdkater zum knuddeln haben. Ein eigens Haustier anzuschaffen ist aber aktuell noch zu früh. Mal sehen, vielleicht später mal.
Von den in Deutschland zurückgelassenen Sachen hätten wir manchmal gern einige Gegenstände (oder blöderweise vergessene Papiere) oder besonders Fotos hier. Wir wollten ja zu Beginn nicht soviel mit hierher bringen, weil man es ja eventuell sonst auch wieder mit zurück nehmen müsste. Die geplanten späteren Transportmöglichkeiten sind ja dann leider ins Wasser gefallen.
Aber insgesamt kommt man auch ganz gut ohne den ganzen alten Kram weiter. Wie es in einem Lied so schön heißt: „Es reist sich besser mit leichtem Gepäck!“…