Wir haben jetzt Anfang Juni und es regnet ungewöhnlicher Weise immer noch in Texas! Also wollen wir irgendwo hin, wo es warm ist und wo immer die Sonne scheint! Was liegt da näher als…
klar: California!!!
Tag 1 – Anreise mit Hindernissen
Freitag früh um 7:00 AM sollte unser Flieger nach Los Angeles starten. (Ja, wir wollten First Class mit Alaska Airline von Texas nach California fliegen) Soweit, so gut! Leider hatten wohl tausende anderer Texaner auch die Idee, den ersten Ferientag zum Verreisen zu nutzen, und nach ca. 2h in der Schlange zum Security Check waren von unserem Flieger nur noch die Rücklichter zu sehen… Naaaa, toll! Was nun? Also fix in letzter Minute per Telefon umbuchen und 5 Stunden auf dem Flughafen warten. Die nächste Maschine ist natürlich auch überbucht, und nur Dank spontaner Umbuchung von drei anderen Passagieren bekommen wir die letzten Plätze. Die Abholung des Mietautos verläuft schleppend, aber erfreulich gut, und so tuckern wir fröhlich auf dem teilweise 9-spurigen (je Richtung natürlich) Freeway Richtung Süden…
Tag 2 – San Diego
Nach einem kurzen Frühstück am Pazifik-Strand auf der Ladefläche von unserem süßen knallroten Pickup Truck peilen wir unser erstes Ziel an: Old Town San Diego – ein Stückchen des historischen mexikanischen Ursprungs der heutigen Großstadt. Farbenfroh mexikanisch wird hier im State Park Geschichte gelebt und dargestellt. (Sind ja auch nur ca. 20 Minuten Autofahrt bis Mexico).
Weiter geht’s nach Downtown zu einem Spaziergang am Harbour Drive. Hier befindet sich das Marine Museum und zur Abwechslung mal wieder ein Flugzeugträger (Hurraaa, der dritte mittlerweile) und weil es hier so schön ist sind am gegenüberliegenden Ufer der San Diego Bay gleich noch drei davon geparkt.
Es gibt diverseste Foodtrucks, Musiker spielen an allen Ecken, die Leute sind gut gelaunt und das südliche Flair hebt die Laune.
Noch ein Abstecher in den Gaslight District – ebenfalls ein historischer Stadtteil mit Bars und Kneipen – aber das wird nochmal ein Kapitel in einem späteren Beitrag… irgendwann… denn San Diego ist definitiv wiederholungsbedürftig!
Tag 3 – Welcome to Hollywood
Heute geht es in die Stadt der Filmhelden und -legenden, der Stars und Sternchen: Los Angeles!
Wir beginnen am Griffin Observatorium. Von hier soll man „den besten Blick auf das Hollywood-Sign“ haben… Naja, wohl eher den teuersten, denn die 10$/h Parkgebühr sind schon sportlich. Dank der hiesigen, noch bestehenden Corona-Restriktionen hat das Observatorium leider zu. Wir hätten gern die Tesla-Spule gesehen und von unserem nächsten Hotel war der Blick auf die Hollywood Hills viel schöner.
Aber egal! Als Tourist ist man ja schließlich in der Pflicht zu gucken, was der Reiseführer sagt, und so begeben wir uns in freudiger Erwartung zum Hollywood Boulevard mit dem berühmten Walk of Fame! Zu sehen bekommen wir… nun ja… eine für unsere Begriffe enttäuschend langweilige und dreckige Straße, auf deren Fußweg eben beidseitig die bekannten rosa Sterne sind. Die meisten Namen kennen wir nicht, nur in der Nähe des Chinese Theatre (das mit den Hand- und Fußabdrücken) sind ein paar bekannte Namen zu finden. Celebrities sieht man dort natürlich nicht (hatten wir aber auch nicht erwartet).
Tag 4 – Picture Postcard from L.A.
Heute gehen wir es mal ruhig an und buchen eine Bus-Tour mit dem Hop on/Hop off-Bus durch Los Angeles.
Der Staat California garantiert 360 Sonnentage pro Jahr. Natürlich erwischen wir einen der ca 5-6 Regentage.
Die Tour ist recht nett und interessant: es geht über den Hollywood Boulevard und den Sunset Strip vorbei and ein paar der bekannten Film-Studios (z.B. FOX-Productions oder Paramount) nach Beverly Hills (jaaaa, die Postleitzahl ist 90210, für alle die sich ggf. noch an die Serie in den 1990ern erinnern…)
Wir legen einen Stopp am Santa Monica Pier ein. Hier endet die (in anderen Beiträgen schon mehrfach erwähnte) Route 66 auf dem Pier am Pazifik. Die Strände sind eigentlich super schön, breit, lang, weißer Sand… allerdings braucht man zum Baden hier eher einen Neopren-Anzug als so ’nen schicken roten Badeanzug von Baywatch! Wind und Wasser sind kalt und wir suchen lieber wieder unseren Bus.
Next Stop: Rodeo Drive! Das angebliche Shopping Paradies entpuppt sich als kurze Straße mit vielleicht 20-30 Designer-Geschäften und das ist alles. Nix schicky-micky, nix Filmstars, nix supertolle Autos (naja, mal abgesehen von einem quitsche-gelbem Rolls Royce…) Via Melrose geht es dann zurück in die Stadt und unser Fazit zu L.A.:
Kann, aber muss man nicht wirklich gesehen haben.
Tag 5 – On the road again
Der Tag fängt prima an: Die Sonne scheint wieder, es gibt lecker Frühstück und auf geht’s gen Norden, bis… naja, zunächst erstmal etwa eine Stunden bis zum Tank-Stop. Kreditkarte weg!!! Das fehlt jetzt noch! Nach panischem Nachdenken, wo man (nein, Frau natürlich!) das gute Stück vergessen oder gar verloren hat, geht es nochmal zurück zum Frühstücks-Restaurant in L.A., wo die Karte Gott sei Dank wieder abgeholt werden konnte.
Ok, nun ca. 5 Stunden Fahrt auf der I-5 durch das öde, trockene kalifornische Innland. Die Landschaft erinnert eher an die Toskana im Spätsommer oder an Nordafrika als an das, was das TV so an Kalifornien präsentiert. Aber gut, irgendwie hat es ja auch was…
Tag 6 – If you ‚r going to San Francisco…
Blumen in die Haare, zerrissene Jeans angezogen und auf ins hippe, coole, spannende San Francisco.
Celina hat schon nach der ersten Meile keine Lust mehr. Ok, der Berg mit 36% Steigung zur Lombard Street hoch hat es schon etwas in sich, aber dafür geht es über die schöne Blumenstraße ja auch wieder runter. Von der Fishermans Warf kann man nach Alcatraz über setzen, aber das heben wir uns für einen nächsten Besuch auf. Am Pier 39 sind schon morgens viele Touristen zu Gange und die hier lebenden Seelöwen freuen sich über das rege Interesse.
Weil San Francisco ein recht „übersichtliches“ Städchen ist und die allseits bekannten und beliebten Cable Cars wegen Corona noch nicht wieder fahren (und unser Töchterlein ja sooooo gerne läuft) sind wir den ganzen Tag zu Fuß unterwegs: Wir „wandern“ zunächst Richtung Transamerican Pyramide, weiter nach Chinatown, nach Downtown und zurück zum Pier. Hier gibt es dann noch ein kleines Eis und dann wieder Laufen zum Hotel. Das Feierabend-Bier ist damit heute redlich verdient!
Natürlich geht es auch noch über die Golden Gate Bridge, dann weiter in Richtung Oakland und dann zum nächsten Ziel.
Tag 7 – Sacramento, what a wonderfull town…
Weil wir nun schonmal so weit „oben“ sind können wir ja den kurzen Abstecher noch nach Sacramento machen. Wie Austin in Texas ist Sacramento (also die eher unbekannte „Kleinstadt“) die Hauptstadt des Bundesstaates. Also wieder etwas gelernt! Ein Teil der alten Stadt ist rekonstruiert im Stil der 1850-1900. Fehlen nur die Postkutschen und Cowboys. Downtown schenken wir uns… schließlich wollen wir noch nach Santa Cruz zum Meer als Startpunkt für den nächsten Tag.
Tag 8 – The Pacific Coast Highway
Eine der angeblich schönsten Küstenstraßen der Welt liegt heute vor uns: Highway 1 – The Pacific Coast Highway! Jaaa, der fängt eigentlich viel weiter nördlich an, aber so viel Zeit haben wir ja leider nicht. Wir starten also in Santa Cruz, via Monterey und dann entlang der wirklich phantastischen Küste wieder gen Süden. Monterey selbst schenken wir uns, obwohl es ja eigentlich so ein bekannter Surferort ist, aber wir wollen eben lieber Landschaft.
Zunächst fühlt man sich eher wie in Irland: grüne Wiesen links der Straße und rechts die schroffen schwarzen Felsklippen. Wildblumen überall, zwischendrin mal ein paar Kühe… jaaa, irisch schön.
Wir hatten mit mehr Verkehr gerechnet, aber die Strasse ist relativ leer und es gibt unzählige Möglichkeiten für Picture Stops.
Die Berge werden allmählich höher, die Landschaft mediteraner und teilweise waldiger. Och guck, dann eben jetz Alpen-Feeling mit Meer. Im Bereich Big Sur ist die Landschaft am beeindruckendsten. Man sollte allerdings vorher unbedingt Tanken und Getränke vs. Verpflegung einpacken, denn die eh schon sehr spärlich gesähten angeblichen Ortschaften entpuppen sich lediglich als Lodge (Kiosk mit ggf. Mini-Motel und entsprechenden Preisen) – Tankstelle Fehlanzeige! Dies betrifft uns ja Gott sei Dank nicht, wir haben vorgesorgt!
Nach ca. 3-4 Stunden Fahrt wechselt die Landschaft dann allmählich in flacheres Grasland und ist am ehesten vergleichbar mit der Toskana, oder vertrockneten Nordsee-Deichen.
In ein paar flachen Buchten gibt es hier nun noch eine Besonderheit: hier leben Kolonien von See-Elephnaten. Die „Teenager“ dieser riesigen, etwas plump anmutenden und etwas seltsam aussehenden Tiere verbringen Ihre Zeit mit Schlafen, Sand schaufeln und sind eher im Herbst/Winter aktiv.
Ausserdem gibt es hier Robben, Otter und diverses anderes Land-Kleingetier (na logo: Sqirls – also sowas wie Eichhörnchen – gibt es ja eh überall)
Noch kurz ein Abstecher nach Santa Barbara – wo z.B. Mr. Gore von Depeche Mode, Prinz Harry & Kate, und jede Menge andere Promies leben – und dann ein letztes Stündchen Fahrt zum vorläufig letzten Highlight in Cali.
Tag 9 – Whale Watching
Soooo, letzter Tag! Wir sind in Long Beach, ca 20 minuten südlich von Los Angeles. Zum Abschluss geht es heute noch „große Fische“ gucken…
Frohen Mutes begeben wir uns zum Hafen, zu einer Bootsfaht zum Delphine und Wale gucken! Delphine hatten wir nun ja schon des öfteren, allerdings gibt es ja hier andere als Bottelnose, und es ist Whale Season. In den großen Bays der Pazifik-Küste gibt es Grauwale, Pottwale und auch Blauwale (bekanntlich die größten Säugetiere der Welt).
Unser Dampfer tuckert auf die offene See, aber weit und breit nichts zu sehen. Muttern liegt seekrank auf dem Tisch in der Innenkabine, als es plözlich heißt: Blauwal in front, on the left! Alle die noch innen im Schatten sitzen stürmt nach draußen und yes, wenigstens einer der ca 20 Meter langen Meeresgiganten traut sich an die Oberfläche. Man sieht nicht wirklich viel, aber die Luftfontäne, Schwanzflosse und den Rücken kann man zweifelsohne sehen. Tolles Erlebnis (auch wenn Muttern nicht viel mitbekommt)
Und schließlich lassen sich noch ein paar coole Spinnerdelphine (korrekter Name: Ostpazificher Delphin) blicken, die um unser Boot herum schwimmen.
Tag 10 – Home, sweet Home
Unser Fazit zum California Dreaming:
Neun Tage Road Trip-Abenteuer liegen hinter uns. Ein bisschen mehr Chaos als gewöhnlich war diesmal dabei, aber überwogen haben letzendlich tolle Orte und Locations, phantastische Küstenlandschaften, trockenes langweiliges Inland, diverses interessante Getier…
Den Traum von California würden wir für uns persönlich allerdings nicht bestätigen. Klar, San Diego und San Francisco sind tolle Städte, allerdings war Los Angeles doch eher enttäuschend. Hier prallen Gegensätze aufeinander und der „schöne Schein“ der im Fernsehen vorgespielt wird trügt gewaltig.
Aber schließlich haben wir ja in den paar Tagen nur eine Bruchteil des drittgrößten Bundesstaates der USA gesehen. Die Berge und Wälder der Sierra Nevada Mountains, die Wüsten des Deth Valley oder Mojave Desert und die tollen Nationalparks im Osten und Norden wie Sequoia, Joshua Tree oder Yosemite und, und, und waren diesmal nicht dabei…
Aber das nehmen wir uns in einem anderen Kapitel noch vor.
Sehr interessant und plastisch geschrieben. Macht das Lesen richtig Spaß. 👍🙋♀️
Danke Freye!
Wir geben uns Mühe 🙂