Hier nun die Fortsetzung zu UNSEREM!!! Alltag hier in Austin und den Dingen, die uns persönlich betreffen bzw. aufgefallen sind.
Wie schon in Teil 1 möchten wir nochmal eindeutig darauf hinweisen, das diese Texte UNSERE Erfahrungen und Meinungen widerspiegeln, und nicht verallgemeinert werden können und sollen. Wir schreiben hier explizit über UNSER Leben in Austin TX und nicht irgendwo anders ! Dies ist kein „Unterschiede DE – US“- Blog, sondern einfach eine Sammlung von diversen Themen aus unseren Blickwinkel und Alltag.
Die „normalen“ Dinge des Lebens… Part 2
Einige Dinge greifen wir hier ggf. aus älteren Posts nochmal auf (dann lest einfach drüber) bzw. ergänzen bestimmte Themen…
Einkaufen für Fortgeschrittene = Online Shopping, Curbside & Delivery
… war für uns nie ein Thema für alltägliche Einkäufe. Eigentlich würden wir das immer gern selbst erledigen, bis… ja, bis wir dann doch mal das Online Shopping hier ausprobiert haben.
Du bestellst also deine diversen Sachen, via Internet bei deinem „Supermarkt des Vertrauens“… zahlst natürlich vorab per Kreditkarte, Paypal oder Bank-App, und dann hast du zwei Optionen:
Variante 1 = Curbside Pickup
per App „trackst“ du deinen Einkauf, während im Laden alles zusammengestellt wird. Bekommst du die Mitteilung, dass alles fertig ist fährst du am Laden vor, gibst per App durch an welchem Parkplatz du bist, und die freundlichen Mitarbeiter packen dir alles in den Kofferraum. Dann fährst du heim und fertig. (Leider musst du bei dieser Variante alles noch selber in die Wohnung tragen…)
Variante 2 = Delivery
eigentlich wie Variante 1, nur bekommst du dein Zeug direkt vor die Tür gestellt (somit die Ideal-Variante für den gemeinen Texaner, besonders wenn man noch Zeug bekommt, das man gar nicht bestellt hatte)
Die meisten Supermärkte haben zum Pickup extra ihre Parkplätze umgebaut und bieten spezielle Pickup-Plätze an. Nun ja, wir bevorzugen trotzdem die klassische Variante des Selber-Shoppens, aber eine durchaus angenehme Option ist das trotzdem (besonders bei Regen oder an stressigen Arbeitstagen).
Ach ja, im Zuge von Corona wurden in einigen großen Supermarktketten die Personen-Kassen komplett abgeschafft und es gibt nur noch Scanner-Kassen. Das soll effektiver sein, schneller gehen, Kontakte vermeiden (und natürlich Personalkosten sparen). Das Ergebnis sind oft lange Schlangen, nicht scannbare Barcodes, nervige Legitimierung der Kunden (z.B. beim Kauf von alkoholischen Getränken oder Tabakwaren muss ein Mitarbeiter den Scanner erst frei geben), und somit Frust bei vielen Einkäufern.
Müll, Recycling, Thrift
… nicht unbedingt das spannendste Thema, aber auch das soll mal kurz angeschnitten werden. Das mit dem Müll ist hier so eine Sache, die für uns Europäer etwas befremdlich ist. Da alles mindestens zwei- bis dreifach verpackt ist, gibt es auch Unmengen an Müll. Der landet zum Großteil in riesigen Trash Containern (in Privathäusern in großen Mülltonnen) und wird mehrfach in der Woche abgeholt. Natürlich gibt es auch hier so etwas wie Recycling, aber daran muss Amerika definitiv noch arbeiten. Da unser schönes Austin sehr modern ist, wird hier Recycling recht großgeschrieben. So wie in Deutschland die „gelbe Tonne“ gibt es hier auch Recycling Container, wo Pappe/Papier, Plastik, Glas und Büchsen (jaaa, hier gibt es Getränke noch in Büchsen) rein soll, aber vieles landet eben noch im Landfill Trash (Normalmüll). Da wir bis heute noch nicht herausgefunden haben, wie man alte Batterien entsorgt, hat sich unser freundlicher Autoschrauber bereit erklärt diese entgegen zu nehmen und für uns zu entsorgen. Selbiges gilt für Druckerpatronen. Man versucht auch hier das Thema Komposten zu aktivieren, allerdings ist das noch quasi in den Kinderschuhen. Naja, die Waschbären freuen sich immer wenn Kompost-Tag ist.
Was hier sehr üblich ist sind sogenannte Trift-Stores und Donation Stores. Viel mehr als in Deutschland werden hier Dinge oder Anziehsachen, die nicht mehr gebraucht werden, an caritative Einrichtungen gespendet, um eine Weiterverwendung zu ermöglichen. Zu nennen seien hier kurz die Salvation Armee, Goodwill oder Habitat. Trift Stores sind quasi Second Hand Läden wie in Deutschland ReSales oder so. Bei Goodwill oder Habitat werden gespendete Möbel, Elektrogeräte, Kleidung, aber auch teilweise Bauartikel (Fenster, Lampen usw. die ausgebaut, aber noch verwendbar sind) angenommen und dann an Bedürftige ausgegeben bzw. zu sehr günstigen Preisen verkauft.
Auto fahren
… hatten wir ja schon mal in den Posts zu unseren netten kleinen Straßen und im Thema Führerschein erwähnt.
Hier im schönen Texas ist auch das Autofahren… nun ja…sagen wir, etwas entspannter (mal mehr, mal weniger). Unsere Straßen haben in der Regel mindestens zwei, meist mehrere Spuren pro Richtung, was das Fahren dahingehend vereinfacht, dass man sich nicht auf Gegenverkehr konzentrieren muss. Dafür sollte man aber stets ein Auge mehr auf sämtliche Spiegel und über die Schulter werfen, da hier das Überholen rechts und links erlaubt ist, und auch gerne praktiziert wird, ebenso wie spontane Spurwechsel ohne Blinken von ganz rechts nach ganz links und umgekehrt, oder bummeln, weil man am Handy spielt.
In Gegensatz zu Deutschland gibt es hier „straffe Geschwindigkeitsbegrenzungen“, heißt: man darf eigentlich nirgends schneller als 85 miles/hour fahren. Dies sind allerdings umgerechnet auch 137 km/h. Die gängige Geschwindigkeit liegt (auch Innerorts) zwischen 45 mph und 65mph (= ca. 70 km/h – 105 km/h), was an sich schon mal gar nicht soooo langsam ist. Da es aber keine Blitzer gibt (und die Polizei oder State Trooper, Highway Patrol oder was auch immer für eine Polizei aktuell dank Corona niemanden anhalten dürfen) nimmt man es auch nicht wirklich so genau mit der Geschwindigkeit. Da wird teilweise gefahren, was das Zeug hält.
Freizeitaktivitäten
… sind in unserem Fall im Allgemeinen sehr ähnlich wie in Europa, nur ohne Häusle-Bauen und (noch!) ohne Wohnmobil und Motorrad. Die unterschiedlichen Landschaften in der näheren und weiteren Umgebung zwingen uns förmlich zu ständig neuen Ausflügen. Und unser „neues“ Hobby (die Fotographie) kommt bei diesen Trips voll auf seine Kosten. Wir können so froh sein, dass es digitale Kameras gibt, denn sonst würden uns die Entwicklungskosten für die ganzen Bilder in den Ruin treiben.
Und zugegeben, das mit dem Bauen und Basteln können wir eben doch nicht ganz unterlassen. So pimpen wir in regelmäßigen Abständen unsere Wohnung und ab und zu schauen wir nun doch auch schon mal auf dem Immobilienmarkt herum. Nur… da werden wir uns wahrscheinlich noch etwas Zeit lassen.
Ansonsten geht man hier einigen interessanten Freizeitaktivitäten nach, die wir teilweise auch schon getestet und für gut befunden haben. Da wäre zum einen das Paddeling, welchem mit großer Begeisterung von den Austinis auf dem Colorado River nachgegangen wird. Es ist immer wieder beeindruckend welche Massen sich dort auf dem Fluß zu so ziemlich allen Jahreszeiten tummeln. Besonders putzig wird es, wenn mal einer ins Wasser fällt und man denkt ja, dass der mächtige Colorado River tief sein muss, aber die Person stellt sich dann in die Mitte des Gewässers und das Wasser geht gerade mal bis zum Bauch. Gleiche Feststellungen hatten wir ja auch am Rio Grande.
Überhaupt spielt Sport eine wichtige Rolle, so z.B. Walking, Jogging, Mountain biking, Football, Baseball… etc. Große Firmen und viele Wohnanlagen haben eigene Fitnessstudios, jede Grünfläche wird gefühlt irgendwie sportlich genutzt, und auch die Eltern verbringen viel Zeit mit den Kindern draußen in der Natur.
Wichtig ist für viele auch der „Gospel“ – also Gottesdienst – und das Engagement in einer der gefühlt tausend Kirchengemeinden. Nun gut, man muss sich ja nun auch nicht unbedingt alle Gewohnheiten zu eigen machen…
Volunteering
Und weil man ja den Amis so eine Oberflächlichkeit nachsagt sind die Freizeitaktivitäten vieler Amerikaner auch völlig anders orientiert als wir es von Deutschland kennen: Volunteering ist hier für viele eine Selbstverständlichkeit. Das heißte freiwillige Arbeit, ähnlich wie Ehrenamtliche Tätigkeit, unbezahlt, zum Wohl der Gemeinschaft. So arbeiten u.a. in oben bereits erwähnten Donation Stores viele Leute in ihrer Freizeit. Andere engagieren sich im Tierschutz (z.B. Unterstützung in den Animal Shelters, ähnlich wie Tierheime), in der Pflege der Parks und Trails (über Organisationen wie „Keep Austin beautigul“ oder über die Park Foundation), in Unterstützungsprojekten für die vielen Homeless (Obdachlose) und und und…
Multimillionair vs. Homeless
… in Austin leben mehrere extrem reiche Leute. Seit kurzem sogar der aktuell reichte Mensch der Erde – Elon Musk. Der verlegt gerade seinen Tesla-Firmensitz von Kalifornien hier her nach Austin, was man nicht zuletzt an den aktuellen Immobilienpreis-Entwicklungen wahrnehmen kann. Es sollen hier extra neue Studienfächer und Abschlüsse an der University of Texas angeboten werden, damit der Arbeitskräftebedarf für Tesla & Co abgedeckt werden kann.
Und da gibt es noch die Kehrseite der Medaille – die Homeless (Obdachlosen) unter anderem in Downtown. Es gab bis vor Kurzem ein Gesetzt, dass Camping auf öffentlichen Flächen in der Stadt erlaubte. Das führte dazu, dass sich immer mehr Obdachlose mit ihren „Unterkünften“ im Stadtzentrum niederließen, was mit der Zeit zu massiven Problemen hinsichtlich der Sicherheit und natürlich auch dem Erscheinungsbild der Stadt Austin führte. Zwischenzeitlich wurde dieses Gesetz rückgängig gemacht und die „Bewohner“ mussten die Flächen räumen. Das klingt erst mal sehr hart, aber es wurde seitens der Stadt und vieler caritativer Einrichtungen versucht, Alternativen zur Verfügung zu stellen.