Die vergangenen Monate waren durchaus sehr anstrengend und zeitweise nervenaufreibend. Die zahlreichen Auftritte von Celina, die End of course Tests, STAAR-Tests und weiß der Geier noch für Examen und die Termine mit Edigo Photography mussten bewältigt werden und arbeitsseitig gab es auch einige Herausforderungen. Umso mehr war jetzt Anfang Juni mal wieder eine kurze (aber dafür intensive) Auszeit nötig um die Akkus für die folgenden Wochen wieder aufzutanken. Und beim Suchen nach einer passenden Location viel einstimmig und quasi gleichzeitig die Wahl auf den Big Bend National Park. Gut … da waren wir zwar schon zweimal, aber es ist immer wieder spannend dort. Unsere Ausrüstung haben wir ja angepasst (Radwechsel ist kein Problem, leere Batterie ist kein Problem und selbst schmutzige Scheiben sollten kein Problem mehr darstellen). Aber auch dieses Mal erwarteten uns einige Überraschungen (und da waren wir noch nicht mal angekommen).
Und so fuhren wir am Donnerstagabend in Richtung Sonora, wo wir unser Zwischenquartier bezogen.
Tag 1 – Tankpanne, Picturestops & Happy Camping
Der Freitag fing gut an, aber irgendwann auf unserem Weg stellten wir fest, dass wir wenig Benzin hatten. Also suchten wir eine Tankstelle und da war eine, 20 Meilen von uns entfernt (laut Navi). Da unser Kleinwagen sagte, dass wir noch etwa 30 Meilen fahren könnten, dachten wir es wäre kein Problem. Blöd nur, dass die 30 Meilen nur bergab galten und bergauf sich die Reichweite auf 5 Meilen verkürzte. Und natürlich ging es bergauf… Etwa 8 Meilen von der Tankstelle entfernt ging dann der Motor aus und es stellte sich eine unglaubliche Ruhe im Fahrraum ein. Das hatte zwar etwas faszinierendes, aber die karge Landschaft um uns herum war nicht gerade vielversprechend, was eine mögliche Rettung betraf. Ja und Telefon oder Internet war natürlich auch nicht vorhanden. Matthias lies das Auto bis vor einen riesigen Wasserspeicher ausrollen und informierte die beiden weiteren Insassen über die Situation mit den Worten: „So das wars … Benzin ist alle!“. Und nun wussten wir, was wir bisher noch nicht berücksichtigt hatten … einen Reservekanister mit Benzin. Nun denn, die ersten Geier kreisten wie im Film bereits um unser Auto, aber wir haben beschlossen WIR ÜBERLEBEN! Also hielten wir den nächstbesten Texaner an, der kurz nach unserem Ausrollen im Rückspiegel auftauchte. Nach einigen Missverständnissen wegen der Sprache (er sprach nur Spanisch und wir nur Deutsch bzw. Englisch) erklärte er sich bereit, uns einen Kanister Benzin von sich zu Hause zu holen. Also warteten wir geduldig in der Hitze (in der Hoffnung, dass er zurückkommt) und siehe da … nach ca. 30min war der gute Mann tatsächlich zurück, unser „Dicker“ bekam 3 Galonen Benzin um dann kollektiv zur nächsten Tankstelle zu fahren und diesmal bis zum Rand vollzutanken. (Man kann auch Schwitzen ohne Hitze, aber mit entsprechenden Temperaturen fällt es leichter)
Mit vollem Tank, aufgepumpten Reifen, sauberen Scheiben und ansonsten ziemlich staubigem Auto führte uns unser weiterer Weg gen Westen zu einer coolen Kunst- und Fotolocation: dem einsamen PRADA Store bei Marfa. Das ist kein wirklicher Laden, sondern eigentlich ein Kunstprojekt. Es wurde als PRADA-Shop im absoluten Nichts erbaut und ist bewusst dem Verfall und der Zeit überlassen, als Symbol, dass auch Luxus vergänglich ist. Natürlich mussten wir diese Location für ein paar coole Fashion-Fotos nutzen. Wozu sind wir sonst auch hier!
Auf dem Rückweg stoppten wir noch kurz bei „Little Riata“ … einer Filmlocation aus dem James Dean Film „Giganten“ von 1956 … .vielleicht erinnert sich jemand.
Nochmal 2 Stunden durchs Niemandsland und endlich erreichten wir unser geliebtes Terlingua, bezogen unseren gemieteten super gemütlichen Camper mitten in der Wüste und ließen den Tag ganz entspannt ausklingen…
Tag 2 – Fotos, Offroad, kein Wasser, aber 2 PS
Heute starteten wir den Tag erstmal an der örtlichen Tankstelle. Nein, diesmal nicht zum tanken, sondern zum Kaffee holen… ohne dem geht schließlich gar nichts und die Tankstelle hat den besten Kaffee weit und breit (jaaa und auch den einzigen).
Weil es in Ghost Town so schön ist und aktuell auch kaum Touristen da sind nutzen wir die coole Location für ein kleines Steam Punk Foto-Shooting. Celina hat sich bei morgendlichen 35°C ins Kostüm geworfen und posiert nun fleißig an den alten Autos, im Jail (Gefängnis) und an der Bar des Starlight Theaters. Dann noch kurz ein paar Fotos an den Ruinen und am Ortschild und dann erlösen wir das arme Kind…
Gegen Mittag begeben wir uns auf Tour über die Offroadpiste im Big Bend National Park quer durch die Wüste. Da hatte der Fahrer seinen Spaß und die Mitfahrerinnen durchgeschüttelte Köpfe.
Der Weg führte uns erneut zum atemberaubenden Grenzfluss nach Mexico – dem unglaublichen Rio Grande! Eigentlich wollten wir Wellenreiten, Tauchen und Paddeln gehen, aber da war nix. Kein Wasser, nur ein fast ausgetrocknetes Flussbett, in dem man nicht einmal bis zu den Waden nass werden konnte, geschweige denn eine Matschburg hätte bauen können. OK, ein paar Stadtkinder (auch aus Austin) hatten aber mega Spaß zur Freude ihrer Eltern im letzten verbliebenen Schlamm zu spielen.
Wir fuhren schließlich weiter und wurden plötzlich mit Blaulicht und Sirene „verfolgt“ und angehalten. Was haben wir den nun verbrochen??? Wie war das mit Polizeikontrolle nochmal? Alle Fenster runter, Hände brav auf’s Lenkrad und freundlich lächeln… Der sichtlich freundliche Border Patrol Officer / Park Ranger (jaaa wir befinden uns ja im gefährlichen Grenzgebiet) verlangte die Drivers License und verschwand ein paar Minuten telefonierend in seinem Gefährt. Dann kam er entspannt zurück und wies uns freundlich darauf hin, dass unser Bremslicht hinten auf der linken Seite nicht funktionierte. Puhhh… nichts Dramatisches also. Wir bekamen nur eine Verwarnung, und keine Sorge, wir werden es reparieren (wenn es mal irgendwo die passende Birne gibt)!
Nach diesem aufregenden Erlebnis tuckerten wir durch die magische bergige Landschaft zurück nach Terlingua, um in unserem Lieblingsrestaurant „Chile Pepper Cafe“ Lunch und Dinner zusammen zu legen (ok, war ja nun auch schon späterer Nachmittag), dann fix in unserem Hauptquartier … umziehen und dann… Wechsel auf je 1PS, denn für die Mädels gab es jetzt noch eine 2-stündige Reit-Tour in den atemberaubenden Sonnenuntergang! Es war super schön und beruhigend (auch wenn morgen wieder der Allerwehrteste weh tun wird…).
Matthias hat inzwischen die Ruhe am Camper genossen und beim Licht- und Farbwechsel der Berge entspannt. Den Abend wollten wir dann eigentlich nutzen um die Milchstraße zu fotografieren, aber da es dank Fast-Vollmond zu hell war wurde auf Mond-Fotos und nächtliche Landschaft umgeswitcht.
Tag 3 – Berge, kein Ausweis & Marshmallows
Es ist Sonntag… der „Ort“ und die Straßen menschenleer und dank der Juni-Hitze (bis 45°C) sollte es auch in den Bergen etwas ruhiger und vielleicht etwas kühler sein. Also, auf in die Chinos Mountains! Wir wollen gucken, ob wir vielleicht einen Bären oder Mountain Lion (Puma) irgendwo entdecken! Eine nette kurvige Straße führt in das Chisos Mountains Basin, ein kreisförmiges Tal, das von schroffen Gipfeln umgeben ist. OK, das war ja ganz ursprünglich mal ein Vulkan. Hier gibt es sowas wie richtigen Wald und viele Wanderwege, aber wir haben alle bei den kuscheligen Temperaturen keine Lust auf eine Bergwanderung, darum gucken wir nur kurz beim „Window“ in die Landschaft, kaufen ein Eis, und begeben uns dann in Richtung Rio Grande Village zum offiziellen Grenzübergang nach Mexico.
Idyllisch im Nichts, natürlich auch wieder nur über eine Schotterstraße erreichbar, liegt der niedliche kleine Grenzposten. Von hier aus könnte man nun mit der „Internationalen Fähre“ (eigentlich nur ein kleines Ruderboot) über den Fluss übersetzen, wenn… ja, wenn a) Wasser im Fluss wäre (so muss man rüber laufen, und b) wie in unserem Fall man denn nicht den Reisepass vergessen hätte! Klar… Familie Kuehne ist wie immer super vorbereitet! Naja, gucken wir eben bloß von weitem rüber zum einzigen kleinen mexikanischen Dorf weit und breit… sparen uns den Ritt auf ’nem Esel dort hin und betrauern, dass wir nicht lecker Chilli essen gehen können. Ok, also noch ein Grund zum Wiederkommen!
Auf dem Rückweg stoppen wir noch kurz bei einer Saurier-Ausstellung, denn die kleinen Tierchen waren hier mal ziemlich heimisch, als alles noch Sumpfland war.
Nach einem erneuten ausgiebigen Essen im „Chile Pepper“ verbrachten wir den Abend mit Mond- und Sternegucken und ja, bei 40°C an der Feuerschale und grillten Marshmallows auf Wunsch einer einzelnen jungen Dame…
Tag 4 – Heimfahrt ohne Hindernisse
Nach 3 Tagen Spaß und vielen Erlebnissen überwiegt trotzdem wieder Tiefenentspannung nach der Zeit in der Wüste. Wir würden gerne noch bleiben, aber leider haben unsere Arbeitgeber (und vor allem unsere Konten) da etwas dagegen. Also begeben wir und schweren Herzens wieder auf die ca. 8stündige Heimfahrt, die völlig ohne Pleiten, Pech und Pannen verläuft.
Tschüss Big Bend! Wir kommen bald wieder – aber das nächste Mal MIT Reserve-Kanister, MIT Reisepässen und zur Neumond-Zeit zum Sterne gucken 😉