Es ist Juli und es steht ein ganz besonderes Ereignis an. Celinas erster Ausflug nach Europa nach 985 Tagen, die wir nun hier zu Hause sind. Es geht mit einer Gruppe von Schülern und Lehrern auf eine Rundreise von Deutschland über Österreich nach Italien und weiter in die Schweiz. 10 aufregende Tage (abzüglich einem Tag wegen der Zeitverschiebung und dem langen Flug) mit ihren amerikanischen Freunden durch das ehemalige Heimatland und die früheren Urlaubsziele. Nur wir Eltern sitzen jetzt hier und gucken dumm in die Wäsche (bzw. auf unsere PC`s) und müssen arbeiten. Aber das machen wir aus tiefstem Herzen gern für Celina.
Celina’s Reisebericht:
Zunächst bringen mich meine Eltern am 13.07. zum Flughafen in Austin, wo ich die Gruppe meiner Mitreisenden treffe (30 Teenager, 3 Betreuer/Lehrer, 2 Eltern). Wir geben unsere Koffer am Gepäckschalter auf, nehmen unsere Tickets in Empfang und dann geht es auch schon zum Sicherheitscheck. Das wird extrem aufregend, denn es wird meine erste lange Auslandsreise ohne Mama und Papa. Und wenn ich mir auch die Tränen zum Abschied verkneifen musste, die Aufregung auf das Bevorstehende ist größer!
Tag 1:
Nach der Landung in Frankfurt fahren wir, teilweise völlig übermüdet, nach Rothenburg ob der Tauber um diese mittelalterliche Stadt zu besichtigen. Es ist ein sehr interessanter Ort und ich kaufe einen Kreuzritter-Ring für meinen Dad, um ihn nach meiner Heimkehr zu überraschen.
Weiter geht es zu unserem Hotel im Niemandsland, wo wir (eigentlich ziemlich müde) unsere Zimmer beziehen. In meinem Zimmer befindet sich eine sehr interessante Dusche, denn es gibt dort einen großen Spiegel und gegenüber befindet sich ein Fenster, das in unseren Schlafraum zeigt. Das ist schon eine seltsame Konstruktion.
Wir sind auf 3 verschiedene Gebäude aufgeteilt und haben auch alle Telefone, aber weil es in Deutschland diese großen Fenster gibt, sitzen wir alle mit Papier und Stiften am Fenster und kommunizierten durch Zeichnen und Schreiben miteinander. Das ist sehr lustig.
Nach dem Abendessen haben wir etwas Freizeit um die Gegend zu erkunden. Und da wir ein großes goldgelbes Feld neben uns haben und die Sonne schön untergeht, beschließen wir, ein paar coole Fotos zu machen. Dabei machen dann die US Teenager ihre ersten Erfahrungen mit einem Elektrozaun… Naja, ich hatte sie vorher gewarnt 😉
Tag 2:
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit deutschen Spezialitäten besuchen wir das Schloss Linderhof, das vom „verrückten“ Ludwig II. erbaut wurde – das einzige Schloss, in dem er tatsächlich lebte.
Unser Tag geht weiter mit einer Fahrt vorbei am Schloss Neuschwanstein (dem Märchenschloss). Anschließend folgt ein Ausflug zu einem bekannten Lebensmitteldiscounter und ich kaufe mir endlich mal wieder meine Lieblingsschokolade, Schokoküsse und einer 1kg-Packung deutscher Haribo-Gummibärchen. Dass muss jetzt einfach mal sein. Danach geht es weiter zum Abendessen in einer kleinen Stadt. Gut, für mich ist richtiges deutsches Essen eher so etwas wie Rouladen oder Bratwurst, aber in manchen Gegenden ist man eben auch gekochtes Schweinefleisch mit Senfsoße, Kartoffeln und Mischgemüse. Das ist jetzt nicht ganz so mein Ding, aber es wird gegessen was auf den Tisch kommt. Und vielleicht hilft es ja, wenn man sich einredet dass der Koch sich eventuell Mühe bei der Zubereitung gegeben hat… Auf jeden Fall geht es nach dem Essen (auf Empfehlung des besagten Kochs) noch zu einem tollen Aussichtspunkt.
Tag 3:
Wir beginnen unseren Tag mit Geschichtsunterricht und besuchen das Konzentrationslager in Dachau.
Es ist beeindruckend und mahnend zugleich zu sehen, wie die Schwarz-Weiß-Bilder aus Geschichtsbüchern und Dokumentarfilmen an diesem Ort zum Leben erweckt werden, und es liegt eine gewisse Schwere in der Luft, wenn man über das Gelände läuft.
Nach diesem doch etwas schwermütigem Ausflug fahren wir erstmal zum Mittagessen in die BMW-Welt und hier kommt besonders Jameson (unser Autofreak) auch auf seine Kosten. Und ich bekomme endlich mal wieder eine Currywurst und dann sogar ein Motorrad unter den Hintern …
So frisch gestärkt begeben wir uns nun auf eine Tour durch München um einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten kennenzulernen. Während wir die Münchner Innenstadt erkunden, stoßen wir zufällig auf die Love Day – Parade. Die Innenstadt ist bunt geschmückt und es herrscht Partystimmung. Das ist natürlich sehr aufregend und lustig. Und ja, ich kann mir den Kauf eines Dirndl-T-Shirts nicht verkneifen.
Und dann wird es nochmal richtig lustig, denn einige von uns fahren mit dem Fahrrad durch den Englischen Garten, schwimmen in der Isar und halten im Park an, um Eis zu essen und Leute zu beobachten. Das macht besonders in einer solchen Gruppe Spaß (ist aber auch etwas anstrengend, weil man bei den Fahrrädern selber strampeln muss).
Zum Abendessen geht es zum Wirtshaus am Hart, wo wir den Tag bei typischen bayrischen Spezialitäten gemütlich ausklingen lassen bevor wir in unser Hotel fahren.
Tag 4:
Nachdem wir „ausgeschlafen“ und gefrühstückt haben, steht heute eine längere Busfahrt auf dem Plan. Es geht über Österreich nach Italien und da ist ein Zwischenstopp in Innsbruck natürlich ein absolutes Muss! Diese Stadt, umgeben von den wunderschönen Alpen, ist einfach fantastisch. Wir unternehmen einen Stadtbummel, besuchen das Swarovski-Museum und, hurra … es gibt Döner!
Leider ist unsere Zeit im schönen Innsbruck sehr begrenzt, denn die Fahrt geht weiter nach Italien, ins wunderschöne Verona. Die Zeit im Bus vertreiben wir uns, zum Leidwesen unseres Busfahrers, mit gemeinsamen mehr oder weniger schönen Gesangseinlagen.
In Verona besichtigen wir die schöne Altstadt, besuchen den Jahrmarkt und selbstverständlich auch das Haus von Julia, essen Eis und kaufen zahlreiche Souvenirs.
Anschließend geht die Fahrt, während eines fantastischen Sonnenuntergangs, in unser Hotel, wo wir den Tag klassisch mit Pasta und Rotwein ausklingen lassen (ja … wir dürfen während unseres Europaausflugs Alkohol trinken, ich kann dem aber nichts abgewinnen).
Tag 5:
Heute steht ein absolutes Highlight dieser Tour auf dem Programm, denn es geht nach Venedig. Ich liebe diese Stadt und wir starten zunächst mit einer Bootstour und einem Insel-Hopping zwischen Venice, Murano und Burano.
Außerdem gibt es eine Stadtführung und eine Fahrt in der Gondel darf natürlich auch nicht fehlen. Wir alle lieben diese Stadt!
Nach einem sehr intensiven und gelungenen Tag geht es zurück ins Hotel zum Abendessen und selbstverständlich Rotwein trinken.
Tag 6:
Heute ist ein Reisetag, denn es geht von Italien in die Schweiz. Aber da wir gut im Zeitplan liegen machen wir noch einen Zwischenstopp. Hurra, ich sehe doch noch meinen geliebten Gardasee und das wundervolle Sirmione. Hier essen wir Pizza, machen eine Bootsfahrt und manche gehen schwimmen. Und ich besorge eine Flasche Malvasia Wein als Überraschung für Mutti.
Nach diesem wunderbaren und ungeplanten Ausflug geht die Fahrt weiter in Richtung Schweiz, vorbei an wunderschönen Landschaften bis wir unser Hotel am späten Abend erreichen.
Tag 7:
Heute beginnen wir den Tag mit einer Besichtigung von Luzern, einer wirklich sehr hübschen Stadt. Anschließend fahren wir mit dem Boot über den Vierwaldstättersee und begeben uns danach mit der Zahnradbahn auf den Mont Pilatus. Hier genießen wir die herrliche Aussicht bevor wir mit einer Skigondel den Berg wieder herunterfahren. Mitten auf der Fahrt gibt es den ersten Sommerregen der Reise – das bedeutet Blitze, laute Donnerschläge, schwankende und anhaltende Gondeln. Es ist ein wildes Abenteuer, das etwa 15 Minuten dauert. Aber wir kommen alle wieder heil an der Station an.
Am Abend steht noch ein besonderes Erlebnis auf dem Programm – ein Schweizer Fondue-Essen inklusive Musik, Alphornblasen und Jodeln.
Tag 8:
Am frühen Morgen treten wir unsere Rückreise in Richtung Deutschland an. Dabei darf ein Zwischenhalt in Heidelberg nicht fehlen. Wir besichtigen die Stadt und genießen etwas den ruhigeren Tag, nachdem es gestern sehr spät geworden ist.
Unsere letzte Nacht verbringen wir in einem Hotel in Heppenheim und morgen geht es in aller Frühe zum Flughafen nach Frankfurt und dann endlich wieder nach Hause.
Tag 9:
Es geht zum Flughafen und dann startet unser Flieger in Richtung Heimat, wo unsere Eltern schon aufgeregt auf uns warten. Unsere Verabschiedung voneinander ist umso herzlicher nach dieser aufregenden Reise. Und wir wissen, dass uns dieser Ausflug für immer miteinander verbinden wird.
Vielen Dank an alle … es war ein fantastischer Trip.