Es ist Spring Break – also Frühlingsferien 2021. Normalerweise fahren da alle nach Florida, aber da waren wir ja nun schon. Also: Neues Ziel und neue Route suchen! Und wieder sollte es nicht zu weit, aber trotzdem abwechslungsreich sein. Und natürlich wurden wir auch bald fündig und „planten“ (nein, wirklich geplant haben wir wie immer nichts) einen Trip von Las Vegas über die Route 66 zum Grand Canyon, und dann auf Wunsch einer jungen Dame noch Kakteen gucken im südlichen Arizona. Also Flüge und Mietauto buchen und los geht es…
VIVA, LAS VEGAS
Von Austin, Texas, nach Las Vegas, Nevada, fliegt man sportliche 2,5 Stunden, zum Vergnügen noch mit 2 Stunden Zeitverschiebung (somit fast ohne Zeitverlust). Dann das übliche Warten auf das Mietauto – wir hatten kein bestimmtes gebucht und bekamen quasi ein Baby, einen Neuwagen, der noch nicht mal Kennzeichen hatte. Na prima, dann haben wir ja gleich die Highway Patrol oder State Trooper an der Stoßstange kleben… (nein, hatten wir dann doch nicht…)
Ok, Las Vegas – Spielerparadies, Party-City, Touristen und schräge Typen an jeder Ecke! Das ist es, was man von Las Vegas erwartet – und nein, man wird nicht enttäuscht! Die Stadt der bunten Lichter und Farben! Casino-Hotels als Nachbauten von Europäischen Städten wie Cesar’s Palace mit Rom-Optik, einschließlich Kolosseum und Trevi-Brunnen, das Paris mit Eiffelturm, Oper und Ballon, das Venetian und Palazzo im Look von Venedig, mit Campanile-Turm, Dogen-Palast und Gondeln die über „Kanäle“ schippern. Wir hatten uns für das Treasure Island Hotel entschieden, mit abendlicher Piratenshow und tollem Ausblick auf den „Strip“. Das Luxor als ägyptische Pyramide, Mirage als ehemalige Showbühne von Sigfried und Roy, das Excalibur als Burg oder New York als New Yorker Skyline und unzählige moderne Casino-Hotels machen schon Eindruck, aber nach 10 Meilen Fußmarsch über den Strip ist einem eigentlich alles egal, selbst die Verlockung der tausenden Spielautomaten, Black Jack- oder Roulette-Tische.
GET YOUR KICKS ON ROUTE 66
Nach einem letzten Picture stop am „Welcome to fabulous Las Vegas“-Sign tuckern wir zunächst durch die Wüste von Nevada zum Hoover Dam – ein gigantischer Staudamm, gebaut 1953, der Las Vegas mit Strom und Wasser versorgt, und der auch Grenze zum Bundesstaat Arizona ist.
Von hier noch etwa eine Stunde südlich und wir fahren wieder auf Amerika’s Mother Road – der Route 66 – via Kingman und Seligman in Richtung Flagstaff. Ein bisschen Nostalgie kommt schon auf in den hübsch und liebevoll wieder hergerichteten Mini-Orten mit bunten Werbeschildern im 60er-Jahre-Stil und dekorativ aufgestellten alten Autos. In Seligman beschließen wir spontan zu übernachten und buchen uns in einem historischen Motel ein. Dann kehren wir bei Lilo’s Cafe ein, eine Dame aus Deutschland, die hier im Niemandsland ein kleines, aber gut besuchtes Restaurant führt. Der Schreck über die merklich abgekühlten Temperaturen und den Anblick des nächtlich vorbeifahrenden Schneepfluges sollte nicht umsonst gewesen sein…
THE CRAND CANYON
Arizona = Wüste + Sonne… jaaaaa, und dann machst du morgens die Gardinen auf und es liegen gut 10 cm Schnee und es sind -7°C! Super… weil Winterausstattung nebst Eiskratzer und Winterreifen ist ja nicht! Also erst mal entspannt zur nächsten Tankstelle rutschen und während des Frühstückskaffees das Auto auftauen lassen. Die netten unscheinbaren kleinen Schneepflüge werden wir heute also noch öfter sehen.
Leider hatten sich trotz des unschönen Wetters auch hunderte anderer Touristen in Richtung Grand Canyon geschoben, sodass die Warteschlange am Eingang kein Ende zu nehmen schien. Belohnt wurden wir dann trotzdem mit schönen Ausblicken auf den winterlichen Grand Canyon. Die Dimensionen kann man allerdings absolut nicht fassen, selbst wenn man direkt am Rim, also am Abgrund steht. Die 277 Meilen (446 km) lange Schlucht ist etwa 10 Meilen (16 km) breit und 1 Meile (1,6 km) tief. Dank Corona konnten wir leider keinen Flugzeug- oder Helikopter-Flug unternehmen, um das gigantische „Erdloch“ besser zu erfassen. Auf der Suche nach einer Unterkunft im National Park begegneten wir schließlich noch ein paar „tierischen Einheimischen“…
Und wieder beschlossen wir spontan, in Tusayan zu übernachten, um das Naturwunder am nächsten Tag nochmal bei Kaiserwetter zu bestaunen. Es hatte schon etwas von urigem Winterurlaub, aber Sommer kann ja jeder!
KAKTEEN ÜBER KAKTEEN
Was erwartet man noch in Arizona? Naaa, Western-Fans aufgepasst? Richtig: Wüste und riesige Kakteen!
Zunächst tuckert man durch Wälder Richtung Süden… dann wird es immer kahler… und du fragst dich ob das alles nur Fernsehbilder waren… Aaaaber dann, auf einen Schlag – Kakteen über Kakteen. Saguaro-Kakteen wachsen nur hier, werden bis 200 Jahre alt und erreichen stolze Höhen von 10-15 Meter!
Wir stoppen, spontan natürlich, in Black Canyon City und erklimmen den hiesigen Trail. Enttäuscht werden wir definitiv nicht und machen unsere ersten Bekanntschaften mit den stacheligen Gesellen.
Nach einer Übernachtung „somewhere in nowhere“ geht es noch ein Stück Richtung Tuscon zum Saguaro National Park. Hier sind die größten und ältesten Kakteen zu Hause. Die Größen und Vielzahl der grünen Stachler ist beeindruckend. Celina schließt Freundschaft mit „Bob“, dem Brillenkaktus, Mutti lässt sich vom gefährlichen Kampf-Squirl beim Füttern in den Finger beißen, und der Vati hat Spaß beim Off-Road-fahren ohne SUV! Beiläufig erwähnt sei noch, dass die Temperatur wieder auf stolze +27°C angestiegen ist und wir so in den Genuss einer ersten leichten Bräunung kommen konnten.
Nun aber nach 5 Tagen Input zurück zum Flughafen Phoenix, das nun Großstadtdschungel, Highway, Eis & Schnee und Wüstensand erprobte (und dementsprechend verdreckte) Auto wieder abgeben und den nächtlichen Heimflug nach Texas antreten.
Alles in allem wieder ein unterhaltsamer, aufregender und abwechslungsreicher Road Trip!